wordworld fragt: WIE STEHT IHR ZU BUDDYREADS?

Beim rumsurfen bin ich beim Büchernarr über einen Post gestolpert, der seine Antwort auf wordworlds Frage “Wie steht ihr zu Buddyreads?” beinhaltet.

Voller Unwissenheit was ein “Buddyread” sein soll war diese Frage zumindest schnell geklärt: eine sehr überschaubare Zwei-Mann/Frau-Leserunde – “Lies etwas und sprich darüber”.

Eigentlich dachte ich einmal, dass so eine Leserunde ja prinzipiell eine gute Erfindung ist. Die klassische Buchrezension, am besten noch in gedruckter Form, ist ja eine ziemliche One-Way-Veranstaltung. Der Rezensent verfasst eine Rezension, der Konsument liest sie – und damit hat es sich erstmal. Man kann als Leser jetzt zwar total anderer Meinung sein, aber erstmal interessiert das den klassischen Rezensenten nicht. Er ist schließlich der Profi und hat somit Recht 😉 Vielleicht ist er auch gar nicht so an Feedback interessiert, schließlich ist Kritiker sein sein Job.

Die Welt der Blogs hat dieses “hohe Ross der Kritiker” etwas aufgeweicht. Reihenweise schreiben Laien wie du und ich online ihre Meinungen zu allem Möglichen. Ob hier jetzt immer Beiträge rauskommen, die qualitativ einer Rezension entsprechen sei mal dahingestellt – aber das ist auch erstmal egal, dem Verfasser geht es darum seine Meinung zum Werk kundzutun. Hier ist nun der Mitmachcharakter definitiv höher. Kommentarfunktionen laden den Leser ein, seinerseits die Meinung zur Meinung zu verfassen. Und ich würde einmal sagen, dass ein Großteil der Blogbetrieber sich über Kommentierungen jeglicher Art freuen – denn irgendwie ist das Posten einer Rezension auch ein kleiner Schrei nach “Willst du dich mit mir über das Buch unterhalten?”.

Insofern scheint die Leserunde eine großartige Fortentwicklung hiervon zu sein. Anstatt zu warten, bis jemand das Buch zu Ende gelesen hat, eine Rezension geschrieben hat und man darauf dann seine Meinung mitteilen kann, zieht man die Interaktion schon zum Leseprozess an sich. Warum warten bis zum Ende, wenn man sich schon während des Lesens über das Für und Wider des Werks unterhalten kann? Große Portale wie Lesejury oder Lovelybooks nutzen Leserunden exzessiv auch (und vor allem) als Promotionmittel für neu erscheinende Werke.

Nach ein paar Versuchen an einer Leserunde teilzunehmen, muss ich aber (zumindest für mich) sagen: Die Idee taugt nichts und krankt gleich an ein paar Problemen.

Zum einen ist z.B. das Lesetempo verschiedener Menschen doch arg unterschiedlich. Die einen lesen verdammt schnell und schaffen es auch, täglich mehrere Stunden für ihr Hobby Lesen aufzuwenden. Andere sind vielleicht etwas langsamer, zusätzlich durch das Leben, Familie, Job so eingespannt, dass einfach nicht so viel Zeit zum Lesen bleibt – und durch diversen Stress vielleicht einfach einmal die Lust dazu fehlt. Bei beiden führt die Leserunde dann zu Verdruss. Der eine denkt “man, bin ich der Einzige der hier liest? Warum schreibt sonst keiner was? Warum geb ich mir überhaupt die Mühe?” der andere denkt “Mist, die sind schon weiter, ich muss jetzt doch noch schnell das Kapitel überfliegen damit ich nicht ganz abgehangen bin“. Bei beiden kann so der Spaß am Lesen etwas auf der Strecke bleiben – und ist es nicht primär der Spaß, wegen dem wir Lesen?

Auch finde ich, dass die kapitelweise Beschäftigung mit einem Buch der Intention des Autors wahrscheinlich nicht so ganz entspricht. Das Buch wurde als Ganzes konzipiert, der Autor hat sich hoffentlich bei dem gewählten Spannungsbogen und den Abläufen etwas gedacht. Hier ist es oftmals vielleicht sogar kontraproduktiv sich zu früh über vermeintlich unverständliches, blödes, unglaubwürdiges etc auszutauschen – vielleicht hat es sich nämlich zwei Kapitel später wieder erledigt und das große Ganze ergibt plötzlich einen Sinn.

Das Problem des Lesetempos kann man bei so einem kleinen Buddyread sicher ignorieren (sonst ist es vielleicht einfach der falsche Buddy…) aber das andere Problem bleibt in meinen Augen. Über Bücher und das Gelesene austauschen? Liebend gerne – aber bitte erst, wenn das Werk komplett gelesen und vielleicht nochmal kurz selbst reflektiert wurde. Ich denke, da können sich die besseren Diskussionen und Erkenntnisse geben als bei dem Gespräch über das halbgelesene Werk.

Deshalb bin ich eher für Singleread als Buddyread.