Bei Computerforensiker Schröder läuft die Festplatte heiß. Zum einen ist da seine neue Kollegin Harriet – klug und sexy wie Star-Trek-Schönheit Seven of Nine. Zum anderen ermittelt er in einem mysteriösen Mordfall: Ein Nerd wurde erschossen, sein Rechner zerstört. Mit einem Trick gelingt es Schröder und Harriet, die Daten zu retten. Dabei finden sie zahlreiche Bilder des Mondes, die das Opfer für die NASA restauriert hat. Was hat der Tote auf den Mondfotos entdeckt, das er nicht sehen durfte? Eine Spur führt Schröder und Harriet ins pulsierende Las Vegas und dort von einer brenzligen Situation in die nächste…
Verlag: Goldmann Jahr: 2015 Seiten: 380 ISBN: 978-3-442-48132-3
Constantin Gillies sollte jedem Nerd aus der C64-Generation eigentlich ein Begriff sein. Seine “Extraleben”-Reihe genießt in dieser Gruppe einen gewissen Kultstatus. Das Objekt stand recht lange bei mir ungelesen im Schrank herum – was vor allem an dem (in meinen Augen) ziemlich misslungenem Cover liegt… das macht nämlich so gar keine Lust das Buch in die Hand zu nehmen.
Liest man den Roman merkt man aber, dass man genau das bekommt, was man von Gillies erwarten kann: Literatur für Geeks der 80er.
Der Hauptakteur, Schröder, ist auch ein Vertreter dieser Gattung: IT-Nerd, chauvinistisch und Fan der Technik und Medienkultur der 80er Jahre. Dementsprechend schwer tut er sich zuerst mit seiner neuen Kollegin Harriet Thorborg. Allerdings muss Schröder feststellen, dass Harriet nicht nur “ein hübsches Ding” ist, sondern in Sachen IT durchaus was auf dem Kasten hat.
Von der Story viel zu verraten ist schwer ohne zu spoilern… Aber Gillies schafft es, eine interessante Mischung aus Humor, Thriller und Verschwörungstheorien in Buchform zu packen – und läuft in einem ziemlichen Tempo durch die Story. Der einfache Mord entwickelt sich schnell zu mehr und Weltraum, NASA und Verschwörungstheorien kommen bei der angepeilten Leserschaft ja immer gut an.
Durch das hohe Tempo, die Kürze der Kapitel (insgesamt 87 Stück) und den zahlreichen Cliffhangern am Kapitalende schafft Gillies es extrem gut, dass man immer wieder in den “das eine Kapitel noch schnell” Lesemodus fällt.
Innerhalb der Kapitel legt er den Akteuren auch immer wieder, zahlreiche Zitate der Film- und Popkultur der 80er in den Mund. Damit das ganze nicht zu sehr von diesen spät-pubertären Einschüben dominiert wird, gibt die junge, kühl agierende Harrient einen wunderbaren Gegenpol in der Geschichte.
Eines hat mich bei “Das Objekt” allerdings gestört: Der Schluss… Ich mag offene Enden bei Büchern nicht so wirklich – und dieses hier ist doch sehr offen… Etwas mehr Geschlossenheit hätte mir hier definitiv besser gefallen,
Bei der Zielgruppe des Romans ist es ja schon fast eine Notwendigkeit, dass die technischen Dinge im Buch realistisch dargelegt werden – und das tut Gillies auch (inkl. erklärendem Nachwort). Techniken wir die Kaltstartattacke inklusive Kältespray oder GPS-Spoofing funktionieren tatsächlich, die X-37 Drohne gibt es wirklich und auch das “Projekt” hat mit dem Lunar Orbiter Image Recovery Project ein reelles Vorbild (es residiert sogar wirklich in einer alten McDonalds-Filiale).
Alles in allem liefert Gillies das ab, was man von ihm erwarten kann: Einen Nerd-Roman – und dazu einen wirklich unterhaltsamen. Allerdings sollte man doch auch eine kleine Affinität zu den ganzen Retro-Dingen haben – sonst gehen sicher einige der Anspielungen an einem vorbei (und man fragt sich eher wie Harriet, was den das schon wieder soll).
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