Amerika im 19. Jahrhundert: Er sollte Dr. Leviticus Blues größte Erfindung werden, stattdessen verursachte der “Boneshaker” eine Katastrophe und verwandelte ganz Seattle in eine Geisterstadt, in der es nun vor Gangsterbossen, Luftpiraten und lebenden Toten nur so wimmelt. Sechzehn Jahre später macht sich Briar Wilkes, Dr. Blues Witwe, auf den Weg nach Seattle, um ihren verschwundenen Sohn zu suchen – und das lange gehütete Geheimnis des “Boneshakers” zu lüften.
Boneshaker ist einer der (leider etwas seltenen) Romane der Steampunk-Gattung – dieser leicht kruden Mischung als altem (Viktorianik) und der Moderne. Schon das Cover verspricht Steampunk, und auch im Roman zieht sich dieser Stil durch: Dampfbetriebene Maschinen, Luftschiffe und sonstige technischen Spielzeuge gibt es genügend.
Leider ist der Inhalt des Buches ziemlicher Standard…. Der titelgebende Boneshaker hat eigentlich gar keine große Funktion, außer dass er Schuld an der aktuellen Situation ist. Im Prinzip ist die Geschichte ein ganz gewöhnlicher Ableger der Gattung „Sohn (Zeke) reißt aus und Mutter (Briar) begibt sich auf die Suche nach ihm“.
Durch das kleine „Missgeschick“ mit dem Boneshaker wurde Seattle nahezu unbewohnbar. Neben den umfangreichen Zerstörungen in der Stadt durch die Untertunnelung tritt auch noch ein tödliches Gas aus dem Boden aus (der Fraß) und verwandelt Menschen zu lebenden Toten (die Fresser), die Jagd auf normale Menschen machen. Trotz all der Gefahr und der Abtrennung Seattles durch eine große Mauer, wohnen noch ein paar normale Menschen innerhalb der Mauern, die Zeke und Briar zur Seite stehen.
Wie fast zu erwarten ist, wechselt das Buch zwischen den beiden Sichten von Briar und Zeke hin und her, um die zwei Plots am Ende zusammenzufügen. Leider sind beide Plots nicht sonderlich abwechslungsreich, jeder der beiden hat ein eigenes Ziel vor Augen (Zeke möchte etwas über seinen Vater erfahren, Briar ihren Sohn finden) und wird jeweils von Fressern etc. an der einfachen Erfüllung dieser Ziele behindert. Sprich: zum Großteil befinden sich beide auf irgendeiner Art auf der Flucht.
Auch in Sachen Hintergründe gibt sich Cherie Priest etwas bedeckt. Details über den Fraß gibt es nicht – er kommt halt aus dem Boden, Punkt. Ich habe mir auch des öfteren die Frage gestellt, warum die Menschen weiter innerhalb der Mauern leben. Die Begründungen, welche die Charaktere im Buch geben sind oftmals nicht wirklich nachvollziehbar (sieht man jetzt einmal von den Schmugglern ab, die damit Geld verdienen). Auch sonst gibt es einige nicht so recht nachvollziehbare Handlungen und Schwenks.
Für das Gebotene ist das Buch fast zu dick. Zur Hälfte des Buches hatte ich eigentlich genug vom ewigen hin und her rennen der Charaktere und hab das ganze erst einmal zur Seite gelegt. Erst gegen Ende nimmt die Handlung wieder etwas Fahrt auf, und wusste mich wieder in ihren Bann zu ziehen.
Schade, schönes Steampunk-Setting, das leider mit einer uninspirierten „Mutter sucht Sohn und läuft vor Zombies davon“ Story daherkommt
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