Ist Papst Franziskus das letzte Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche? Die zahlreichen jahrhundertealten Prophezeiungen scheinen sich zu bewahrheiten als ein Kommando der Terrororganisation “Islamischer Staat” den Heiligen Vater entführt. Exakt um Mitternacht soll im Internet seine Hinrichtung live zu sehen sein.
Historiker Tomás Noronha, der in Auftrag des Vatikans das Grab des Apostels Petrus erkundet, sicht sich sofort in die Ermittlungen rund um die Entführung des Pontifex Maximus verwickelt. Schnell stößt Noronha auf immer mehr Hinweise, die das dunkelste Geheimnis von Vatikanstadt sowie ihre mafiösen Machenschaften offenbaren. und der Wettlauf gegen die Uhr beginnt…
Verlag: Luzar Publishing Jahr: 2019 Seiten: 509 ISBN: 978-3-949921-04-1
Mein drittes J.R. Dos Santos Buch nach Der Schlüssel des Salomon und Das Einstein Enigma. Und auch wenn mich keines der Bücher so richtig begeistern konnte, gebe ich zu, dass ich mich bei seinen Büchern doch gut unterhalten fühle und deshalb auch immer wieder auf die Geschichten rund um Tomás Noronha zurückkomme.
Diesmal widmet sich Dos Santos dem Vatikan und den “dunklen finanziellen Machenschaften” der Vatikanbank IOR (Istituto per le Opere di Religione). Während Dos Santos in Schlüssel des Salomon bzw. Einstein Enigma stark in wissenschaftliche und/oder philosophische Themen abgerutscht ist, passiert dies in Vaticanum nicht so sehr. Es ist also nicht so, dass er das Thema Bankwesen dazu nutzt, dem Leser Bilanzierung, Buchführung oder andere wirtschaftliche Theorien nahezubringen.
Trotzdem darf man nicht erwarten, in Vaticanum eine spannende Jagd rund um die Welt zu finden. Der Wettlauf gegen die Uhr besteht größtenteils darin, schnell genug die gefundenen Akten zu Transaktionen auf Konten der IOR zu lesen. Wo Dan Brown bei einer Papstentführung sicher eine Schnitzeljagt um mindestens die halbe Welt inszeniert hätte, schickt Dos Santos seine Protagonisten nicht einmal aus dem Vatikan heraus, sondern lässt sie primär Kontoauszüge und weitere Finanzdokumente lesen.
Jäger der versteckten Akte
Wenn ihr jetzt denkt “Kontoauszüge lesen? Das klingt aber öde…”: ja, so wirklich spannend ist das ganze Gewühl in den Akten der Vatikanbank nicht. Prinzipiell nutzt Dos Santos hier die Realität mit nur wenig Fiktion – die Vatikanbank liefert hier ja auch genug Stoff bezüglich Geldwäsche und Korruption. Auch weitere Details der im Rahmen der VatiLeaks veröffentlichen Dokumente werden von Dos Santos mit eingewoben – bis hin zum “Europa Multiclub”, der großen Schwulensauna in einem Gebäude mit Priesterwohnungen.
Natürlich hat Tomás bei all dem öden Aktenwälzen wieder einen hübschen, weiblichen Sidekick in Form von Catherine Rauch an der Seite, die als Wirtschaftsprüferin des Vatikans in diesem Finanzfeld unterwegs ist.
So richtig glaubwürdig erscheint es nicht, wenn außerhalb des Vatikans die Welt im Chaos versinkt und unsere zwei Aufklärer sich über Millionenüberweisungen zwischen fingierten Stiftungen unterhalten – und so wirklich spannend ist es leider auch nicht. Die Entführung des Papstes durch den Islamischen Staat ist nur der Nebenschauplatz, um sich detailliert mit den schmutzigen Machenschaften von Kurie und IOR zu beschäftigen.
Auch die Aufklärung des Geschehens am Schluss hat (zumindest für mich) keine Überraschung gebracht. Gefühlt ist das ganze Buch über schon klar, wer der Bösewicht ist, weshalb so auch am Ende nur wenig Fahrt und Spannung aufkommt. So dröge, wie das Lesen von Bankakten ist, wird das Buch dann auch zum gütlichen, erwarteten Ende gebracht.
Wer sich etwas für die Korruption im Vatikan interessiert kann Vaticanum gerne lesen. Alle anderen sollten keinen allzu spanenden Thriller erwarten, denn wie erwähnt dient die Handlung primär dazu, die Machenschaften der Vatikanbank und der Kurie zum Leser zu transportieren. Dies spannend zu verpackten ist leider nur sehr bedingt gelungen.