Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Sie ging vor vierzig Jahren unter. Aus Ressourcenknappheiten wurden Verteilungskämpfe, aus regionalen Konflikten Flächenbrände. Das Kartenhaus Zivilisation brach zusammen. Vom Land und von den Städten blieben nur Wüsten und Ruinen übrig: Das ÖDLAND.
Die Überlebenden rotteten sich zusammen und zogen sich in abgeschiedene Enklaven zurück, in versteckte Keller, alte Bergwerke, verbarrikadierte Dörfer und unzugängliche Stadtteile, versuchten nicht entdeckt zu werden und zu überleben.
Denn durch die verwüsteten Landstriche zogen bewaffnete Banden. Auf der Suche nach Essbarem griffen sie jeden an, der ihnen in die Quere kam und machten das Ödland zu einem Ort, den niemand freiwillig betrat.
Mega, ein neunzehnjähriges Mädchen, wächst in einer Enklave auf. In einem Heizungskeller unter einer verfallenen Universität. Die junge Frau hat einen Traum: Eines Tages will sie den Keller verlassen und die Welt erkunden, denn die muffige Enge lässt sie die Betonmauern hochgehen und das ewige Stillsein und Verstecken entspricht überhaupt nicht ihrem Wesen.
Erzählt wird Megas Reise durch das ÖDLAND zu den Ursprüngen ihrer Existenz, denn Mega hat nie vergessen, dass sie nicht im Keller geboren wurde.
Verlag: Lucid Dreams Jahr: 2015 Seiten: 240 ISBN: 978-300050-110-4
Bei Ödland: Der Keller handelt es sich um den ersten Teil der auf vier Teile ausgelegten Ödland-Reihe von Christoph Zachariae. Das Setting entspricht der Standard-Endzeit-Umgebung, wie man sie aus Filmen wie Mad Max oder Spielen wie Fallout kennt. Das Buch teilt sich in zwei verschiedene Erzählstränge, einmal die Geschichte rund um Mega, den Keller und später ihre Reise durch das Ödland und in die Geschichte um Hagen, dem Anführer einer Gruppe Ödlandmänner, die sich nicht ganz so zivilisiert durchs Leben schlagen, sondern eher die Sprache der Gewalt bevorzugen.
Diese zwei Stränge sorgen teilweise doch für einige Verwirrung und haben es mir zeitweise etwas schwer gemacht das Geschehen zu überblicken. Teilweise sind die Strangwechsel etwas abrupt, und es kommt auch erschwerend hinzu, dass man sich nicht nur räumlich bewegt, sondern auch in der Zeit. Zumindest findet sich irgendwann auch im Hagen Strang eine Mega – sprich wir sind zu einer anderen Zeit. Für mein Empfinden für ein Episodenbuch etwas irritierend, die Erklärung des ganzen folgt nämlich (hoffentlich…) erst in einem anderen Buch und lässt einen auch nach kompletter Lektüre des ersten Teils etwas verwirrt zurück.
Der Plot rund um Hagen spart nicht mit Gewalt, hier wird gefoltert und gemordet ohne Rücksicht auf Verluste. Hagen, als Boss der Bande, muss natürlich der Härteste von allen sein und darf keine Schwäche zeigen in einer Gruppe, die Ränge durch Durchsetzungsvermögen, Härte und Brutalität definiert – trotzdem erscheinen einige Nehmer-Qualitäten Hagens doch etwas übertrieben.
Der Hauptplot dreht sich allerdings um Mega und dem Leben im Keller bzw. ihrer Reise durch das Ödland. Das Leben im Keller ist das Gegenteil zum Leben von Hagen, hier herrscht Ordnung, Harmonie und man geht zivilisiert miteinander um. Allerdings wirkt am Kellerleben doch einiges arg konstruiert… Die ach so schlauen Professoren, die auch nach Jahren im Untergrund noch gesiezt werden (was beim Lesen wirklich seltsam wirkt), die Diskrepanz zwischen dem einfachem Leben im Keller einerseits und dem Wissen und den Materialien die nötig sind, um das Hightech-Rad von Mega herzustellen, dem Trainingsparcours etc. andererseits Hier hat man beim Lesen immer wieder den Eindruck, dass das ganze irgendwie nicht zusammenpasst, alles nicht so ganz ‘echt’ wirkt – wodurch für mich leider viel Stimmung verloren ging.
Mega selbst scheint etwas mehr zu sein, als nur ein einfaches Mädchen aus dem Keller – allerdings erfährt man im ersten Band außer ein paar Andeutungen nur wenig über sie. Ein paar sind logikmäßig zwar erst einmal fragwürdig, wie die Erinnerung an eine vergangene Messerkampf-Ausbildung (man bedenke, sie ist 19 und kam mit 6 in den Keller….), aber vielleicht passt es später doch noch irgendwie. Da heißt es wohl wieder auf die nächsten Bände warten.
Nachdem Mega den Keller verlassen hat, sieht der Leser mehr vom Ödland, und ich bekam unweigerlich Bilder aus Mad Max in den Kopf. Der Teil leidet teilweise aber etwas unter Temposchwankungen, erst passiert recht wenig, was recht breit erzählt wird, und gegen Ende des Buches hin überschlagen sich die Ereignisse fast ein wenig – bis hin zum recht plötzlich kommenden Ende. So richtig von „Ende“ kann man eigentlich auch nicht sprechen, es ist primär ein großer Cliffhanger zum nächsten Teil. Zu Ende geführt wird eigentlich nichts, der erste Band kann nicht allein für sich stehen. Im Prinzip wird man also dazu genötigt, sich auch die nächsten Bände zuzulegen – was natürlich im Sinne des Autors ist, dem Leser aber durchaus etwas sauer aufstoßen könnte. Allerdings muss man mit sowas bei einem Episodenbuch ja fast rechnen….
Alles im allen ein recht flott zu lesender Endzeit-Roman, der allerdings beim Lesen doch mit den ein oder anderen Logikschwächen und holperigen Erzählpassagen aufwartet. Auch ist die Teilung der Handlung in die zwei Stränge ab und an etwas arg verwirrend. Den zweiten Teil werde ich mir demnächst wohl mal noch zu Gemüte führen (was auch dem Cliffhanger zu verdanken ist – es funktioniert also) – in der Hoffnung, dass hier etwas mehr Licht ins allgemeine Dunkle kommt.