Mexiko: Sonne, Strand, Meer und … Tequila. Nichts anderes haben sich Jeff und Amy, Eric und Stacy für ihren Urlaub erträumt. Die vier Amerikaner faulenzen am Strand von Cancun, als sie einen jungen Deutschen kennen lernen: Matthias. Dessen Bruder ist einer Archäologin zu einer Ausgrabungsstätte in den Dschungel gefolgt und seitdem spurlos verschwunden. Die vier beschließen, Matthias in den Urwald zu begleiten. Doch dieser Ausflug wird für alle ein Weg in die Hölle….
Das Cover von Dickicht spricht von einem Thriller, genauer handelt es sich aber eher um einen leicht phantastischen Horror-Thriller. Ich werde hier jetzt auch mal leicht die Handlung spoilern, weil man ohne recht schwer über das Buch reden kann. Wer also selber herausfinden will, warum der Ausflug zur Hölle wird sollte aufhören zu lesen.
Der Anfang des Buches ist irgendwie recht hölzern. Die Charaktere werden recht lieblos vorgestellt und die Sprache wirkt arg abgehackt. Auch das Zusammentreffen mit Matthias und den Spaniern passiert arg zwischen Tür und Angel. Am Anfang kommt überhaupt kein Fluss auf. Allerdings ändert sich dies, wenn die Gruppe erst einmal im Dschungel angelangt ist. Entweder hat man sich dann an den etwas abgehackten Stil gewöhnt oder es wurde wirklich flüssiger – zumindest fällt einem das ganze nicht mehr negativ auch. Der Anfang ist eigentlich auch relativ irrelevant – warum die fünf zusammen im Dschungel sind interessiert nachher eh keinen mehr.
Wirklich interessant wird es, wenn die Gruppe bei “dem Bösen” angekommen ist (letzte Chance mit lesen aufzuhören…): Auf dem Hügel der Pflanze. Ja, das Böse ist hier keine Person, sondern eine Pflanze die eine gewisse Intelligenz hat und Leute in den Tod lockt. Da der Hügel gleichzeitig von Mayas umstellt ist, die es den fünfen nicht erlauben den Hügel zu verlassen, beginnt ein Kampf um Leben um Tod auf dem Hügel: Jugendliche vs Pflanze.
Man hat es nun also mit einem typischen Teenie-Horror-Szenario zu tun: Fünf junge Leute und irgendetwas böses. Allerdings sind die Charaktere bei Scott Smith etwas intelligenter als der Genreschnitt. Sie brechen mal nicht sofort in Panik aus und bringen sich auch nicht nach wenigen Augenblicken alle gegenseitig um. Vor allem Jeff ist ein recht guter Planer und versucht die Gruppe irgendwie überleben zu lassen. Bei den anderen funktioniert das mit dem bedachten Vorgehen so lala, aber wenigstens ist kein endlos dummer Charakter dabei.
In Sachen Brutalität scheut Scott Smith auch nicht viel. Wenn es blutige Szenen gibt, dann zögert er nicht das ganze im Detail zu beschreiben. Sei es die Gefräßigkeit der Pflanze, die Selbstverstümmelung Erics oder eine Beinamputation – Smith hält drauf. Das ganze erreicht nicht ganz Laymon-Höhen, aber allzu zimperlich sollte der Leser auch hier nicht sein.
Was man bei einer Story wie “böse, intelligente Pflanze” sich schon denken kann, hinkt die Logik leider ab und an etwas. Warum die Pflanze mal dies mal jenes tut – nunja, sie macht es halt. Auch Fragen wie die Herkunft der Pflanze, die Bedeutung des Tunnels, die Rolle der Mayas usw wird absolut nicht erklärt. Man muss sich einfach darauf einlassen und es akzeptieren. Das dürfte einigen, die immer eine totale Aufklärung wünschen, sauer aufstoßen. Aber realistisch betrachtet hat der Roman einfach ein Szenario welches man nicht richtig erklären kann. Oder fällt irgendjemandem eine Erklärung für eine solche mordende Pflanze, die auch noch “sprechen” kann, ein, die nicht total lächerlich rüberkommt? Eben – dann lieber mal nichts erklären, wenn man weiß dass es nur nach hinten losgehen kann.
Wenigstens bleibt Smith bis zum Ende der hoffnungslosen Stimmung treu. Es wird nämlich recht schnell klar, dass die fünf nicht wirklich eine Chance haben vom Hügel wieder zu entkommen. Und bei allen offenen Fragen zum Schluss kann man ihm wenigstens nicht vorwerfen, dass er jetzt noch ein total unpassendes Hollywood-Happy-End in den Roman eingebaut hat.
Ich fand das Buch echt gut, auch wenn die Handlungsmöglichkeiten auf solch einem Hügel natürlich etwas arg beschränkt sind. Das ganze wurde übrigens unter dem Titel Ruinen auch verfilmt (zwar etwas anders als das Buch, aber auch kein totaler Rohrkrepierer).